Wenn das "Wenn" nicht wäre
Einmal Blut geleckt, ging es weiter mit meinem Schulschwarm aus der siebten Klasse. Vier Jahre brauchte es bis der große Moment unserer Vereinigung gekommen war. Doch das Vergnügen sollte nicht von langer Dauer sein und so fragte er mich nach Beendigung des ersten Aktes, dessen Schauplatz erneut der Boden war und diesmal der Bettrahmen als Klanginstrument fungierte, ob er von meinem Handy seine Freundin anrufen könne.
Deprimiert verzog ich mich wieder in die Turnhalle und widmete meine Leidenschaft den heißgeliebten, nach Aufmerksamkeit lechzenden Geräten. Endlich ging es nach schweißtreibendem Training auf das lang ersehnte Turnfest. Eine Woche Party mit Sportlern aus ganz Deutschland.
Da stand ich nun in den großen, unübersichtlichen Hallen des Messegeländes und schaute meinen Mädels bei akrobatischen Übungen auf der Tumbling-Bahn zu, bis sich die springende Menge auftat und ich einen Jungen erblickte, der einen Football hin und her warf. Was für ein muskulöser Körperbau. Jeder Muskel ließ eine Definition erkennen, die ich sonst nur aus der Werbung kannte. Gebannt vor Ehrfurcht, schickte ich meine Kleinen zu ihm um dem aus Stein gehauenem Körper einen Namen zu geben. Und plötzlich stand er vor mir.
Ein kurzes, verschüchterndes Gespräch unter Athleten, eröffnete mir allerdings nur seinen Namen, den Grund seiner Teilnahme und seinen Wohnort, bis sich unsere Wege wieder trennten. Ein kurzer Stopp auf dem Weg nach draußen, erlaubte mir noch einmal einen Blick in seine Richtung, während es schien als würde sich die Masse hollywoodreif zu den Seiten aufteilen und den Protagonisten in einem heroischen Schein erstrahlen lassen.
Zu Hause angekommen, durchsuchte ich etliche Football- und Turnvereine seiner Umgebung und deren Mannschaftsaufstellungen ohne Erfolg. In dem vom Irrsinn befallenen Wahnsinn, schrieb ich also einen Brief an den ansässigen Turnverband in der Hoffnung einen Anhaltspunkt zu erhalten. Kurz darauf, ich kam grad aus der Schule, wies mich meine Mom auf einen Anrufer hin, der einen Rückruf von mir erwartete. Die Spannung stieg ins Unermessliche. Eine männliche Stimme ertönte und datierte mir den Erhalt meines Briefes mit der Herausgabe, der Adresse und Telefonnummer des Gesuchten. Ein kurzes "Moment bitte" meinerseits, verschaffte mir einen Augenblick zum Luft holen und aufschreien, bis ich wieder zu Sinnen kam und mir Notizen machte. Jetzt nur nicht die Fassung verlieren. Schnell gab ich einen weiteren Brief auf und konnte es kaum glauben als ich am nächsten Tag tatsächlich eine Antwort per SMS von meinem turnenden Quarterback bekam.
Neun Jahre bin ich jetzt schon sein privater Cheerleader und kann ein zweites persönliches Wiedersehen kaum erwarten...