Viel Glück zum Nichtgeburtstag
Glich ich in der französischen Provinz mit knallrot gefärbtem Haar und schrill leuchtender Kleidung noch einem durchgeknallten Paradiesvogel, ging ich bei Ankunft in meiner grauen heimischen Fremde wieder unter. Mit dem Gefühl einen Teil von mir zurück gelassen zu haben, wartete ich vergebens auf jemanden, der mich in Empfang nahm und trottete schweren Herzens nach Hause. Aber auch dort freute sich niemand über meine Rückkehr, es schien, als wäre meine Abwesenheit nicht einmal aufgefallen. So nahm der Alltag seinen Lauf und es dauerte nicht lang bis mich meine Sehnsucht einholte und mein noch übrig gebliebenes Leuchten völlig erlöschen ließ. Damit verlor sich in den dunkeln Abgründen meiner Selbst auch mein Appetit und ließ mich für knapp eine Woche mit mir allein. Als sich mir endlich eine rettende Hand entgegen streckte, welche mich meinen Bedürfnissen wieder bekannt machte, lugte kurz darauf auch wieder ein Stück Docht, den es zu entzünden galt, hervor, was mir bei meinem nahenden achtzehnten Geburtstag nicht besonders schwer fiel. Dachte ich nämlich mit glänzenden Augen über die anrückende Unabhängigkeit und völlige Freiheit nach, konnte ich den Wind spüren, der mir leicht durchs Haar wehte. Doch wer hätte ahnen können, dass mir diese Begriffe schneller zu Teil wurden als gewollt? So beschloss meine Mutter 72 Stunden vor meinem großen Tag nicht mehr zu unserer kleinen und kaputten Familie zu gehören und entschied sich für eine räumliche Trennung. Somit war der erste Schmetterlingsflügelschlag getan und verursachte eine lange Reihe an psychoterroristischen Handlungen, welche ich hauptsächlich als „Kind der Liebe“ über mich ergehen lassen musste. Kein besonders schönes Geschenk, wenn man lieber ein Auto bekommen hätte…